Greenfield-Projekte: Die grüne Wiese, Software-Entwicklung von Grund auf und somit nichts, auf das Rücksicht genommen werden muss, all das ist heute selten geworden. Zu viel wird in unserem Leben und Arbeiten heute schon über Software gesteuert, als dass es noch große, unberührte Bereiche gäbe, die von Grund auf mit der jeweilig notwendigen Software ausgestattet werden müssten. Deshalb wollen wir mal einen Blick auf dieses seltene Paradies werfen.

Greenfield und Brownfield

Besonders im Bereich B2B ist der Bereich Greenfield inzwischen rar geworden. Selten gibt es Softwareprojekte, die komplett von Grund auf konzipiert und umgesetzt werden. Mögliches Beispiel sind neue, komplett autark gesteuerte Produktionsstätten. Doch auch diese sind aus IT-Sicht oftmals mit dem Stammwerk eng verbunden. Veränderungen an bestehenden Systemen oder Projekte, bei denen auf bereits existierende Entwicklungen Rücksicht genommen werden muss, sind immer als Brownfield-Projekte zu kategorisieren.

Das Entwickler-Paradies vs. Realität

Entwickeln, ohne Rücksicht auf Bestandssysteme und ohne dass Änderungen im Code an einer Stelle Fehler an einer anderen Stelle nach sich ziehen – Greenfield-Entwicklungen gelten unter Entwicklern zu Recht als besonders beliebt, doch in der Realität sieht das leider ganz anders aus. Anstatt sich in Projekten mit immer neuen Technologien austoben zu können, sind Entwickler oft an jahrzehntealte Bestandssysteme mit verschiedensten, im Laufe der Zeit entstandenen Individualergänzungen gebunden, deren Regeln sie akzeptieren müssen. Viele neue Technologien können so oft gar nicht genutzt werden, da die Bestandssysteme sie nicht unterstützen oder eine Integration mit immensem Aufwand verbunden wäre.

Natürlich ist es verständlich, dass Kunden ihre teuren und jahrelang ausgerollten Systeme nicht einfach abschalten und durch neue ersetzen. Durch weitere Anpassungen und neue Funktionen wächst dabei die Abhängigkeit zu einem System, das konsequenterweise im Laufe der Zeit in die Jahre kommt. Und mit wachsender Abhängigkeit schwindet die Bereitschaft, ein neues System einzuführen, selbst wenn das Bestandssystem schon lange nicht mehr den gängigen Ansprüchen an Optik, Funktionsumfang und/oder Bedienkomfort genügt.

Neue Freiheit für alte Systeme

Wie schaffen es Software-Entwickler, sich ein Stückchen der Greenfield-Freiheit zu erhalten und damit Bestandssysteme zu optimieren? Wenn moderne Webtechnologien auf Legacysysteme treffen, entstehen mit der richtigen Technologie neue und moderne Softwareanwendungen. Sie nutzen die Daten aus Bestandssystemen und stellen diese in modernen Applikationen zur Verfügung. Ein besonderes Beispiel einer solchen Konstellation stellte Marianne Bellotti bereits Ende 2016 auf der Konferenz “Systems-We-Love” vor. Bei ihrer Arbeit stieß die Entwicklerin des United States Digital Service, einer Behörde, die die digitale Infrastruktur anderer Behörden verbessern soll, auf eine Web-Anwendung, die über Umwege mit Daten aus einem IBM-7074-Mainframe gefüttert wurde. Der Großrechner aus den 1960er Jahren, bei dem Informationen noch auf Magnetbändern gespeichert wurden, tat noch immer zuverlässig seinen Dienst. Die Performance-Probleme der Website, wegen denen Bellotti und ihr Team gerufen wurden, lagen nicht an der über 50 Jahre alten Hardware sondern an der Java-Middleware.

Kosteneffiziente Modernisierung mit Low-Code

Low-Code Plattformen bieten die Möglichkeit auf der bestehenden IT-Landschaft aufzusetzen. Somit müssen in die Jahre gekommene Systeme nicht ersetzt werden, einzig die Prozesse, die mit den Daten bearbeitet werden, werden modernisiert und damit effizienter gemacht.

“Uns geht es darum, bestehende Systeme optimal zu nutzen und dazu gehört eben auch, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern moderne Apps auf modernen Geräten zur Verfügung stellen können. Dazu haben wir eine Technologie entwickelt, die Daten aus Bestandssystemen aggregiert, damit sie in modernen Applikationen genutzt werden können”, erklärt Reza Etemadian, CEO des Low-Code Anbieters Simplifier. “Durch unsere Technologie müssen Anwendungen nur einmal erstellt werden, um auf verschiedener Hardware und den gängigen Betriebssystemen zu funktionieren.”

Mittels standardisierter und wieder verwendbarer Konnektoren werden Daten ausgelesen und der Anwendung zur Verfügung gestellt. Der Nutzer agiert mit den Daten innerhalb seines Prozesses, Veränderungen werden nach Beendigung automatisch in die angebundenen Systeme zurück gespeichert. Die Anwendungen selbst werden innerhalb der Plattform aus vorgefertigten Komponenten konfiguriert. So können wertvolle Ressourcen, wie Zeit und Budget, eingespart werden.

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