Citizen Development, also die Entwicklung von Anwendungen ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse, gewinnt in der Unternehmenswelt immer mehr an Bedeutung. Doch wie können Menschen ohne IT spezifischen Hintergrund diesen Weg einschlagen und erfolgreich in die IT-Welt eintauchen? Wir führten ein spannendes Gespräch mit Doris Thanner, Change Managerin bei AGRANA, die selbst diesen Weg gegangen ist. Sie erzählt, wie sie zur IT gekommen ist und welche Tipps sie für angehende Citizen Developer hat. 

Erika Riksen (ER): Frau Thanner, fangen wir am Anfang an. Wo liegen Ihre beruflichen Wurzeln?  

Doris Thanner (DT): Meine beruflichen Wurzeln sind fernab der IT. Ich habe in Wien an der BOKU Agrarökonomie studiert und habe meine Karriere nicht in der IT, sondern im Projektmanagement im AGRANA Zuckerfabrik in Tulln begonnen. Nachdem das Projekt beendet wurde, ergab sich für mich die Möglichkeit, in den Corp. IT-Bereich einzusteigen. Das war der Startschuss für meine Laufbahn in der IT. 

ER: Das klingt nach einem ungewöhnlichen Einstieg in die IT. Wie hat sich Ihre Rolle im Laufe der Zeit verändert? 

DT: Ja, mein Werdegang war definitiv unkonventionell. Ich habe nicht als Entwicklerin angefangen, sondern durfte Christian Stuppan, mittlerweile unser CIO, unterstützen. In der Zeit wurde der Grundstein für mein Interesse an IT-Themen geweckt und gefördert. Als Change Managerin lernte ich Prozesse, Tools und viele Leute kennen. Es dauerte dann aber noch einige Jahre, bis ich tatsächlich in die Entwicklung wechselte. Mein Vorgesetzter Sascha Fuchs hat es mir ermöglicht, in diesem Bereich Fuß zu fassen. 

Einarbeitung in die Entwicklungswelt

ER: Das klingt spannend. Wie haben Sie sich in die Entwicklungswelt eingearbeitet? 

DT: Am Anfang war meine Aufgabe im Bereich Change Management angesiedelt. Zusätzlich kamen dann noch die Toolbetreuung und die Erweiterung im Rahmen des Customizing dazu. Selbst entwickelt habe ich nicht. Mein Anspruch war, den Code dennoch zu verstehen. Dabei hatte ich das Glück, dass mir meine Kollegen immer geholfen haben, wenn ich Fragen hatte. Diese Unterstützung war und ist entscheidend für meinen Werdegang. Durch learning-by-doing kann ich meine ABAP- und JavaScript-Kenntnisse Schritt für Schritt festigen und vertiefen.  

ER: Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach für einen erfolgreichen Citizen Developer wichtig? 

DT: In erster Linie sind ein starkes Interesse an Technologie und der Wille, Neues zu lernen, entscheidend. Ein Citizen Developer sollte auch die Fähigkeit haben, Ideen in Anwendungen umzusetzen. Technisches Verständnis ist hilfreich, aber zu Beginn nicht unbedingt notwendig. Eine gewisse Grundmotivation ist jedoch unerlässlich. 

Tipps zum Einstieg ins Citizen Development

ER: Wie können Menschen, die sich für Citizen Development interessieren, diesen Weg einschlagen? Welche Tipps haben Sie für sie? 

DT: Seid neugierig und probiert es einfach aus! Es gibt viele Ressourcen im Internet, Trainings und Plattformen, auf denen man sich ausprobieren kann. Wichtig ist auch, sich Unterstützung von Kollegen und Experten zu holen. Das kann den Einstieg erleichtern. Und schließlich sollte man motiviert sein und das eigene Interesse in konkrete Projekte umsetzen. 

ER: Abschließend: Denken Sie, dass Entwickler trotz des Aufkommens von Low-Code-Plattformen immer noch eine wichtige Rolle in der IT spielen? 

DT: Ja, auf jeden Fall. Low-Code-Plattformen sind großartig, um schnell Anwendungen zu erstellen. Aber für wirklich komplexe Entwicklungen sind erfahrene Entwickler nach wie vor unverzichtbar. Die beiden Ansätze ergänzen sich, anstatt sich zu ersetzen. Wenn es gut gemacht wird, entlasten Citizen Developer erfahrene Entwickler, die sich damit auf andere Themen konzentrieren können.  

ER: Vielen Dank, Frau Thanner, für das interessante Gespräch. Es war mir eine Freude, von Ihren Erfahrungen im Bereich Citizen Development zu hören. 

DT: Gern geschehen. Ich lade alle ein, Teil der Community zu werden!  

Das Interview mit Doris Thanner zeigt, dass der Weg in die IT und in die Welt des Citizen Development nicht immer geradlinig verläuft. Mit Neugier und Motivation steht einem die Tür in die IT offen. Als wichtiger Baustein werden Citizen Developer spannende Herausforderungen bei der digitalen Transformation spielen.  

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