So mancher Mittelständler steht Digitalisierungsmaßnahmen noch skeptisch gegenüber. Warum das so ist und wie Low-Code das ändern kann, darauf möchten wir eingehen
„Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“ – was Konfuzius bereits vor tausenden von Jahren beschrieben hat, das gilt auch heute noch. Vor allem für den Weg der digitalen Transformation.
Dass sie diesen begehen müssen, ist zahlreichen Organisationen und Unternehmen bewusst. Nur, wie das am besten geht – darüber herrscht noch Unklarheit oder Skepsis.
Auf der Suche nach dem goldenen Mittelweg
Offensichtlich fürchten viele mittelständische Unternehmen, dass die Kosten für eine umfassende Digitalisierung zu hoch sein könnten. Manche sind davon überzeugt, dass sie mit Low-Code-Plattformen erstellte Software später nicht anpassen oder erweitern können. Wieder andere sehen mangelnde IT-Kompetenz bei den eigenen Mitarbeitern als Hindernis.
Nun stellt sich die Frage: Sind diese Einschätzungen begründet?
Low-Code – Mehr als ein Fachbegriff
Es beginnt sich immer mehr herumzusprechen, dass Low-Code nicht nur ein „Fachbegriff“ ist, sondern ein probates Mittel, um die eigene Digitalisierungsstrategie schneller und einfacher umzusetzen.
Warum ist das so? Low-Code bietet sechs „Säulen“, die den Erfolg Ihres Unternehmens tragen können: Features, die Ihnen die Anwendungserstellung erleichtern.
Säule 1: Konfiguration
Low-Code-Plattformen verfügen über eine grafische Benutzeroberfläche. Mit dieser können bereits vorgefertigte Elemente ganz einfach zusammengefügt werden. Dies hilft sowohl dem Anwender ohne Programmier-Kenntnisse als auch dem Profi-Entwickler. So lassen sich auch komplexe Anwendungen mit nur wenig aufwändiger Programmierung (Low-Code) umsetzen. Für zusätzliche Funktionalitäten, die nicht durch konfigurative Elemente unterstützt werden, kann die Anwendung zusätzlich durch individuellen nativen Programmcode ergänzt werden.
Der bereits erwähnten Befürchtung vieler Unternehmen, dass ihre Mitarbeiter nicht über ausreichende Digitalisierungskompetenzen verfügen, kann somit widersprochen werden. Denn auch Anwender ohne IT-Expertise können – befähigt durch Low-Code Plattformen – einzelne Bestandteile von bereits bestehenden und mit Low-Code generierten Anwendungen (Apps) selbständig anpassen.
Mit entsprechend erweiterter Erfahrung können diese gar eigenständig eigene Anwendungen erstellen und gemeinsam durch Unterstützung der IT anderen Nutzern produktiv zur Verfügung stellen.
Dadurch wird die Entwicklungsabteilung entlastet, Zeit und Kosten werden eingespart.
Säule 2: Integration
Beinahe 80% aller Digitalisierungs-Projekte scheitern an der Integration in bestehende IT-Systemlandschaften. Diese sind in den meisten Unternehmen sehr fragmentiert. Häufig sind zusätzlich noch weitere „Single Point Solutions“ im Einsatz, die von diversen Unternehmensbereichen angeschafft wurden, um eine passende Lösung für die Optimierung ihrer individuellen Prozesse nutzen zu können.
Der entsprechende Nachteil liegt aber auf der Hand: Die Unternehmens-IT muss diese „Fremdlösungen“ ebenso verwalten und versuchen, diese in die bestehende IT-Landschaft zu integrieren. Das ist aber meist ein schwieriges Unterfangen, denn nur eine IT-geprüfte und vollständig integrierbare (kompatible) Software erleichtert auch die IT-Prozesse im Gesamtunternehmen. Eine Integration bestehender Datenquellen in Drittsysteme ist oftmals kompliziert, zeitaufwändig und teuer.
Low-Code-Plattformen haben den Anspruch, eine einfache Anbindung von Systemen über standardisierte Konnektoren durch Konfiguration zu ermöglichen.
Durch die Verwendung von Daten über angebundene Systeme (z.B. SAP) erhalten Ihre Business-Applikationen einen deutlichen Mehrwert.
Säule 3: Wiederverwendbarkeit
Bei der Erstellung von mobilen Anwendungen sind Geschwindigkeit und Flexibilität oberstes Gebot. Low-Code-Plattformen unterstützen dabei, in dem sie mit wiederverwendbaren Elementen arbeiten.
Was bedeutet das konkret? Es ist möglich, Widgets, Plug-Ins und andere Vorlagen zu erstellen, die nicht nur von einem Endnutzer eingesetzt werden, sondern von der gesamten Firma – und zwar so oft dies gewünscht wird.
Bestehende Applikationsvorlagen können also als Ausgangspunkt genutzt und jederzeit auf individuelle Anforderungen angepasst werden. Basierend darauf kann sich der Endnutzer eine eigene Bibliothek aus Elementen wie Tabellen, Buttons und ganzen Login Formularen erstellen.
Somit werden Applikation viel schneller kreiert und können rascher produktiv genommen werden. Zudem wird der Aufwand für Wartung und Optimierung erheblich geringer.
Wiederverwendbarkeit ist auch bei der Erstellung der Business-Logik sehr wichtig. Durch Unterteilung in einzelne sogenannte User Stories werden wiederverwendbare Prozesse definiert. Diese können jeweils parallel von mehreren Entwicklern bearbeitet werden.
Auch bei der Integration spielt Wiederverwendbarkeit eine Rolle: Benötigte Datenquellen werden schnell und einfach über vorgefertigte Schnittstellen (Konnektoren) in die Prozesse integriert. Wenn diese Konnektoren einmal angelegt sind, können auch sie in beliebig vielen Anwendungen zum Einsatz kommen.
Säule 4: Einheitliche Codequalität
Softwareerstellung hat oftmals etwas von einem Wettlauf gegen die Zeit. Das bedeutet in vielen Fällen Stress, nicht eingehaltene Deadlines, unter Umständen auch schlechte Qualität – und in der Folge unzufriedene Kunden. Vor allem bei der manuellen Erstellung von Programm-Code treten häufiger Fehler auf. Oftmals fehlt es auch an einer einheitlichen und sauberen Dokumentation, um die Nachvollziehbarkeit der programmierten Software transparent zu halten.
Hinzu kommt: Sobald mehrere unterschiedliche Entwickler gemeinsam an dem Code einer Anwendung arbeiten, kann es unübersichtlich werden, da jeder Entwickler eine andere Vorgehensweise hat, Code zu schreiben. In vielen Fällen ist es nicht einfach, den unterschiedlichen Code von allen Team-Kollegen im Nachhinein zu entwirren. Denn Coder sind Künstler – jeder hat seinen eigenen Ansatz und seine eigene Logik, ein Problem durch programmierte Software zu lösen. Dementsprechend sind nicht dokumentierte Vorgehensweisen nur mit großem Aufwand für andere Entwickler nachvollziehbar. Aus demselben Grund sind auch die Wartung und Erweiterbarkeit nicht immer leicht zu handhaben.
Im Wartungsfall können Fehler dadurch viel schneller identifiziert und durch Anpassung der grafischen Konfigurationslogik schneller behoben werden.
Säule 5: Ressourceneffizienz
Unternehmen haben gerade heutzutage das Problem, dass der Markt keine oder nicht immer passende IT-Experten und Entwickler zur Verfügung stellt. Sie brauchen spezielle Entwickler-Kenntnisse für diverse Ausprägungen einer Applikation. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung einer Applikation für Android und einer für IOS-Geräte. In den wenigsten Fällen gibt es Entwickler, die sich auf beides spezialisiert haben. In diesem Fall, wenn beides unterstützt werden soll, benötigen Sie in Ihrem Entwicklerteam schon wieder zwei unterschiedliche Programmierer. Daher müssen Sie sich dahingehend anders behelfen.
Hinzu kommt die Herausforderung, dass wachsende Anforderungen von Kunden und Fachabteilungen die Entwicklungsprojekte von Anwendungen immer komplexer gestalten. Sowohl die Fachabteilungen als auch Kunden aus dem privaten Bereich sind die Nutzung mobiler Anwendungen (Apps) gewohnt, womit sie einfach und schnell agieren können. Dies erwarten sie verständlicherweise auch in ihrem Geschäftsalltag, wenn es darum geht, Business- oder Enterprise-Apps zu nutzen.
Da bei Low-Code-Plattformen die technische Komplexität wesentlich geringer ist, als bei herkömmlichen Programmiermethoden und diese meist auch mobilfähige Apps unterstützen, können derartige Anwendungen leichter erstellt werden.
Die vorhandenen Ressourcen und das Budget werden optimal eingesetzt, indem Mitarbeiter aus den Fachabteilungen ihr jeweiliges Wissen über Prozesse und ihr technisches Verständnis gewinnbringend einsetzen. Sie wirken an der Anwendungserstellung mit.
Die positiven Folgen:
- es müssen nicht alle vorhandenen Ressourcen der IT gebunden werden, sprich die IT muss zwangsläufig nicht in alle Prozesse bei der Anwendungserstellung einbezogen werden, denn,
- dadurch, dass die Kollegen aus den Fachabteilungen wissen, welche Herausforderungen in ihren Abteilungen existieren, kann dieses Wissen in die Anwendungserstellung mit einfließen. Es entsteht eine noch zielgerichtetere und auf den Nutzer besser zugeschnittene Lösung!
Hierbei kommt es natürlich auf ein passendes „Onboarding“ an. Um dies gewährleisten zu können, werden die entsprechenden Mitarbeiter aus Fachabteilungen durch Schulungen, Online-Tutorials und Dokumentationen von den Low-Code-Anbietern befähigt, selbständig Teile der Anwendung mitzugestalten (UI und Prozesse), oder bestehende Applikationen anzupassen bzw. zu erweitern.
Säule 6: Kosteneinsparungen
Ungefähr 60% aller klassischen Software-Projekte fallen aus dem vorher abgesteckten Rahmen – vor allem aus Kostengründen. Daher muss von Anfang an realistisch geplant werden. Leider unterbleibt das in vielen Fällen. Besonders teuer ist dabei meistens die Integration in bestehende Systeme und nachträgliche Anpassungen der Anwendungen (Change-Request).
Im Vergleich dazu bietet der Einsatz von Low-Code-Plattformen bedeutendes Sparpotenzial im Bereich der Kosten, z.B.: durch schnellere Entwicklung und minimierte Integrationsaufwände. So können Maschinen, Systeme und Sensoren leichterhand durch Konfiguration und nicht durch Coding angebunden werden.
Durch den konfigurativen Ansatz können kleinere Change-Requests von den Fachabteilungen ganz unkompliziert eigenhändig vorgenommen werden.
Da technisch versierte Mitarbeiter durch Low-Code-Plattformen generell bei der Anwendungs-Erstellung mitwirken können, auch wenn sie keine entsprechende ausgebildeten IT-Fachkräfte sind, werden ebenfalls Kosten gespart, denn es müssen für Entwicklungs-„Engpässe“ keine teuren externen Fachkräfte mehr eingekauft werden. Dadurch können zusätzlich anfallende Kosten bedeutend reduziert werden.
Fazit
Viele der Befürchtungen, die (mittelständische) Unternehmen in puncto Digitalisierung haben, können mit Low-Code-Plattformen zerstreut werden.
So werden hohe Kosten alleine schon dadurch geringer, dass Mitarbeiter aus den Fachabteilungen die IT-Kollegen bei der Erstellung von Anwendungen unterstützen können. Der konfigurative Ansatz von Low-Code macht das möglich.
Die Sorge, dass Anwendungen, die mit Low-Code-Plattformen erstellt worden sind, später nicht an neue Gegebenheiten angepasst oder erweitert werden kann, ist ebenfalls unbegründet. Low-Code-Plattformen machen es möglich, vorhandene Anwendungen nachträglich zu erweitern und an neue Anforderungen anzupassen.
Ein weiteres Problem, das mithilfe von Low-Code-Plattformen gelöst werden kann, ist die Sorge vieler Unternehmen, dass ihre Mitarbeiter nicht über ausreichende Digitalisierungskompetenzen verfügen: Low-Code-Plattformen sind durch ihre grafische Benutzeroberfläche im Regelfall leicht und intuitiv bedienbar. Mit entsprechender Schulung durch den Anbieter können Mitarbeiter, die ein Mindestmaß an technischem Verständnis mitbringen, in relativ kurzer Zeit dazu befähigt werden, Teile von Anwendungen zu erstellen.
Das bedeutet vor allem für mittelständische Unternehmen, dass sie die Digitalisierung bedenkenlos angehen können – der Schlüssel zum Erfolg sind dabei Low-Code-Plattformen.